Die arbeitsfreie Zeit hat bereits kurz vor Pfingsten angefangen und dies mit einigen super Tagen in Leipzig. Nach Jahren ging es wieder zum Wave Gotik Treffen um alte und neue Freunde zu treffen und ein paar Konzerte zu sehen. Das Wave Gotik Treffen, kurz WGT, ist jedes Mal ein einzigartiges Erlebnis. Überall wo man hin geht, ist die Stadt voller "Grufties", die Stimmung ist heiter und es wird gefeiert und die Zeit genossen. Wie an jedem WGT sind die Highlights nicht nur die Konzerte, sondern auch die Leute die man dort wieder trifft. Leute, die man nur auf diesem Festival trifft und es scheint als ob keine Zeit zwischen den Festivals vergangen ist, man einander erst Gestern gesehen hat.

Nach dem WGT wurden noch die letzten Arbeiten zuhause erledigt und die letzten Vorbereitungen am Motorrad wurden gemacht. Kleinigkeiten wurden noch angebaut, Kettenöler, Lenker-Mittelstrebe, Krümmerschutz, zusätzlichen 12V-Stecker...

Nun beginnt ein neues Abenteuer und Europa, der alte Kontinent, erwartet mich. Geschichtlich hat dieser Teil der Welt viel zu bieten. Und die Kulturen wechseln manchmal schon von Dorf zu Dorf. Da kann man nur gespannt darauf warten was und wen man alles antreffen wird. Die verschiedenen Landschaften, Flora und Fauna, Gerüche, Emotionen... Mit dem Motorrad erfährt man dies alles viel intensiver und näher als wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Wenn es warm ist, schwitzt man, wenn es kalt ist, friert man, da gibt es keine Klimaanlage oder Heizung. Man ist den Elementen ausgesetzt. Das ist alles Teil eines grossen Abenteuer, mit all seinen Facetten.

Mittlerweile bin ich auch schon zwei Wochen unterwegs. Mit Alex, einem Kumpel aus meiner Motorradgruppe, bin ich durch Österreich gefahren und habe den Gerlospass und die Nockalm Hochalpenstrasse überquert. Beides schöne Pässe und ein Genuss für jeden Motorradfahrer. Nach Österreich ging es wieder einmal nach Slovenien und natürlich wurde eine Nacht auf dem Kamp Vili verbracht. Ein Stop dort ist fast schon ein "Muss" geworden. Die Atmosphäre ist gemütlich, das Essen gut und alles wird locker und unkompliziert gehandhabt.
Am nächsten Tag ging es schon wieder weiter. Über kleine gewundene Wege ging es zum Bledsee. Der See ist schön, aber leider ist die Ortschaft Bled voll Touristen und man finden kaum ein Plätzchen um das Motorrad abzustellen. Es gab also nur einen kurzen Fotostop und es ging weiter nach Trbovlje. Dort steht der höchste Schornstein Europas und er ist wirklich, wirklich hoch, um die 360 Meter. Nach diesem Stop versuchten wir möglichst viele Kilometer in Richtung Budapest hinter uns zu lassen, um dann am nächsten Tag nicht allzu spät dort anzukommen. Wir schafften es bis Ptuj. Bis nach Budapest waren es noch ca. 360 km. Wir fuhren also los Richtung Balatonsee und der Nordküste entlang. Die Farbe des Wasser war grünlich-milchig. Die durschnittliche Tiefe beträgt nur 3.25 Meter.

Wir verbrachten ein paar Tage in Budapest, machten eine Tour mit dem Hop-on-Hop-off Bus und gönnten uns ein bisschen Ruhe. Am letzten Nachmittag dort traf ich mich mit Emese. Ich hatte sie 2015 in Tbilisi kennengelernt, als ich dort gestrandet war. Damals war sie zusammen mit Hannah mit dem Fahrrad auf dem Weg von Ozeanien nach Europa. Emese und ich sind dann vom Zentrum an den Stadtrand an die Donau. Dort verbrachten wir den Nachmittig am Ufer und sprachen über alte Zeiten.

Nach den Tagen in Budapest ging es wieder auf die Motorräder und Richtung Tatra. Wir übernachteten drei Nächte in der Nähe von Poprad auf einem Campingplatz und machten kleinere Tagestouren. Wir besuchten die Zipserburg und die Eishölen bei Dobšiná. Beides sind Unesco Weltkulturerbe und natürlich waren auch andere Touristen da. Die meisten waren aber aus Tschechien oder der Slowakei selbst. Was mich erstaunte, war dass viele der Infotafeln, nebst Slowakisch und Englisch, auch auf Deutsch waren.

Weiter ging es dem Tatragebirge entlang nach Tschechien. Dort hatten wir als Wegpunkte das Ossuarium Sedlec in Kutná Hora und die Bikerhöhle Pekelné Doly. Das Ossuarium Sedlec ist wirklich beindruckend, So viele menschliche Knochen aufgestapelt, zu Türbogen zusammengestellt, als Kronleuchter zusammengebaut. Man kann sich die beeindruckenden Bilder im Internet anschauen, aber wenn man dort inmitten der Knochen steht, ist das noch beeindruckender und unbeschreiblich.
Die Bikerhöhle ist eine feine Sache, man kann mit dem Motorrad in die Höhle fahren, sich vor die Bar stellen und etwas zu trinken bestellen. Unter der Woche ist da aber nicht viel los. Ich denke, die Richtigen Bikerparties werden an den Wochenenden gefeiert und da wird wohl auch die Hölle los sein.

Nach einer letzten Nacht in Tschechien ging es nach Deutschland, erster Stop Lommatzsch. Und was gibt es in Lommatzsch? Natürlich das Terence Hill Museum. Und für mich, der mit Terence Hill und Bud Spencer Filmen aufgewachsen ist, ist der Besuch des Museums ein ganz tolles Erlebnis. Das Museum ist nur Samstags und Sonntags offen. Wir waren an einem Mittwoch da. Die Dame, die dort im Mullemaus-T-Shirt arbeitete erklärte uns, dass das Museum nur für Gruppenführungen offen sei, aber da wir von so weit hergefahren sind, mache sie eine Ausnahme und lässt uns rein. Die Freude darüber hält jetzt noch an. Danke Mullemaus!

Nun war es nicht mehr weit bis zu Heiko und Anja. Heiko hatte ich bei meiner ersten Motorradreise 2015 in Rumänien kennengelernt und seit dann sind wir in Kontakt geblieben und haben uns immer wieder getroffen. Auf dem Weg zu ihnen besuchten wir noch das Kyffhäuser Denkmal. Das Denkmal sieht man schon von weitem. Nicht nur seine Grösse ist beeindruckend. Was richtig beeindrucken ist, ist die Barbarossa-Statue, die in rotem Kyffhäusersandstein gehauen wurde. Das Denkmal wurde auf den Ruinen einer Burg errichten. Als Überbleibsel der Burg kann man noch den tiefsten Burgbrunnen der Welt mit seinen 176 Meter Tiefe bestaunt werden. Wer einmal dort ist, sollte sein sollte, sollte einen Brunnenstein in den Brunnen werfen und auf eine Überraschung gespannt sein. ;-)

Nach dem Besuch des Denkmals brachten Alex und ich unsere Motorräder wieder auf die Strasse und fuhren unsere letzten gemeinsame Kilometer zu Heiko und Anja. Wir trafen am Abend auch noch Kai, der 2015 zusammen mit Heiko unterwegs war und Volkmar. Mittlerweile sind wir ein kleiner Teil dieser verrückten Clique geworden und ein wiedersehen bereiten allen Freude.

Hier trennte sich der Weg für Alex und mich. Er fuhr wieder zurück Richtung Schweiz und ich verbrauchte einen weiteren Tag bei Heiko und Anja.