Nach meinem Besuch bei Heiko und Anja ging es für mich noch ein bisschen weiter durch Deutschland. Auf dem Weg nach Polen besuchte ich die Göltzschtalbrücke, die grösste Ziegelsteinbrücke der Welt mit seinen 98 Bögen. Anschliessend ging es weiter Richtung Spreewald. Ich übernachtete auf einem kleinen Campingplatz in der Nähe von Finsterwalde, dem Campingplatz Bornsdorf "Am Waldsee". Am Abend zuvor hatten sie einen Line-Dance-Event dort und waren gerade mit dem Abbauen beschäftigt, die Küche hatte zu. Ich hatte nur etwas Brot und ein paar Nüsse dabei. Die nette Dame an der Rezeption bot mir etwas vom Grill an, den sie für die Arbeiter aufgestellt hatten. Das war einfach super! An so Leute erinnert man sich gerne, sie machen eine Reise wie die meine noch spezieller. Im Gespräch mit den Leuten dort, wurde mir empfohlen die F60 anzuschauen, die grösste bewegliche technische Arbeitsmaschine der Welt. "Fahr einfach mal da hin und guck sie dir von aussen an. Man kann auch rein, wenn man will". Also fuhr ich am nächsten Tag hin. Mich erwarteten lauter Festivalbesucher, die auf dem Nachhauseweg waren. Anscheinend war dort gerade ein Festival zu Ende. Ich guckte mir die Maschine also von aussen an und fuhr weiter Richtung Spreewald, machte meine Runde durch Lübbenau. Über die Autobahn ging es Richtung Norden.

Bei Stettin überquerte ich die Grenze nach Polen und fuhr dann über Land weiter bis nach Szczecinek, dort gönnte ich mir ein Hotelzimmer. Es war den ganzen Tag ziemlich frisch gewesen und ich hatte keine Lust auf Camping. Als ich nach etwas Essbarem suchte, fiel mir auf, dass alle Restaurants bereits geschlossen waren, und dies um 20.30 Uhr. Zum Glück fand ich einen kleinen Laden, der bis 23 Uhr geöffnet hatte. Etwas Käse, etwas Fleisch, etwas Brot und schon war mein Abendessen bereit.
Am nächsten Tag ging es nach Danzig. Dort erwarteten mich Eliza und Mironq. Beide habe ich 2015 in Georgien kennengelernt. Eliza war die Gastgeberin im Hostel wo ich damals fest sass. Kaum angekommen, machte sich Eliza daran Khachapuri vorzubereiten, eine georgische Spezialität. Abend machten wir gemeinsam einen Spaziergang durch Danzig und gönnten uns ein Bier. Den nächsten Morgen verbrachte ich alleine in Danzig. Eliza arbeitete den Morgen und Mironq den ganzen Tag. Nachmittags sind Eliza und ich zum Hevelianum, ein Hügel in Danzig, von dem man über die ganze Stadt schauen kann. Ich blieb noch eine Nacht bei ihnen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Eliza und Mironq!
Das nächstes Ziel auf meiner Bucket-Liste war das geografische Zentrum Europas in der Nähe von Vilnius. Ich schaffte es bis Suwalki nahe der Grenze zu Litauen. Dort fand ich einen kleinen bikerfreundlichen Campingplatz. Der ganze Check-In-Ablauf ging problemlos und einfach vor sich. "Habt ihr Platz", "Ja, suche dir irgendeinen Platz aus, dort sind die Duschen und Toiletten". Einfach, unkompliziert, freundlich. So will man das haben. Ich fuhr weiter, über die Grenze nach Litauen und weiter nach Trakai für einen Fotostopp. Ich schaute mir das Wasserschloss nur von aussen an, es war heiss und es hatte zu viele Leute dort. Also ein paar Fotos, etwas trinken und weiter zum Zentrum Europas. Dort traf ich auf einen Litauer, der auf Freunde wartete. Als diese dann ankamen, ein Mann und eine alte Dame, erzählte der Mann, dass ihm jemand die Batterie aus dem Auto geklaut hatte. Nach einem kurzen Gespräch über dies und das fuhr ich weiter in Richtung Berg der Kreuze. Ich wusste, dass ich es nicht bis dorthin schaffen könnte, also suchte ich abends einen Campingplatz auf dem Navi und fand einen mitten im Wald. Im Wald kam ich an eine Kreuzung, geradeaus, Schotter, Links, Schotter, Rechts, Asphalt. Auf dem Navi sah ich, dass recht auch ein Campingplatz sein müsste, also fuhr ich mal dort hin. Es war niemand zu sehen, nur zwei Hunde die bellten. Ich schaute mich etwas um. Es sah aus wie ein Ferienlager. Mehrere Hütten, Sportplatz, Gemeinschaftssaal... Dann kam ein Auto. Eine junge Frau stieg aus. Ich fragte ob dies hier ein Campingplatz sei und ob es möglich ist zu übernachten. Sie erklärte mir, dass sie eigentlich erst einen Tag später aufmachen würden und es ein Lager für Kinder sei. Sie fragte aber die Chefin ob ich dort übernachten durfte und ich kriegte sogar eines der Zimmer für eine Nacht. Am nächsten Morgen war niemand zu sehen, wieder waren nur die Hunde dort. Ich packte mein Motorrad, lies das Geld fürs Zimmer und die Schlüssel auf dem Tisch im Zimmer und fuhr zum Berg der Kreuze. Als ich dort ankam, sah ich schon, dass es für viele Besucher eingerichtet war. Ich parkte mein Motorrad und ging zum Berg. Naja, eigentlich ist es ja nur ein Hügel und nicht mal ein besonders grosser, eher eine kleine Erhebung. Aber es befinden sich über 200'000 Kreuze auf ihm. Dort traf ich auf Thomas, der mit seiner GS im Baltikum unterwegs war. Er sagte mir, dass wir genug früh dort sind, noch bevor der Ansturm der Touristen komme. Also Fotos gemacht und weg.
Lettland war leider nur ein Durchfahrtsland. Ich fuhr durch Riga und dachte mir "Diese Stadt musst du eines Tages besuchen". Abends übernachtete ich ca. 30 km vor der Grenze zu Estland auf einem "Campingplatz". Es hatte kein Wasser, keine Duschen, keinen Strom, gar nichts, der bis jetzt schlechteste Campingplatz auf dem ich bis jetzt war. Zum Glück war in der Nähe ein kleines Café wo ich etwas trinken konnte und das WLAN nutzen. Am nächsten Tag ging es nach Tallin, dort hatte ich ein Zimmer in einem Hostel gleich beim Hafen gebucht. Ich richtete mich ein und war mit Robert in Kontakt, der auch auf dem Weg zum Nordkap war. Er kam noch am selben Abend in Tallin an.
Nachdem er sein Zimmer bezogen hatte gingen wir auf die Suche nach etwas essbarem in der Altstadt. Wir waren beide über die Preise erstaunt. Die waren für EU-Verhältnisse recht hoch. Zum Teil ähnlich wie in der Schweiz.
Am nächsten Tag machten wir uns wieder zu Fuss auf den Weg durch Tallins Altstadt. Wir besuchten die Sehenswürdigkeiten und suchten Bier für maximum 3.50€. In der Altstadt fanden wir nichts. Auf dem Weg zurück zum Hostel gingen wir an einem Bunker vorbei. Draussen Stand die typische Werbetafel von Bars und Restaurant. Wir gingen die Treppe runter und fanden endlich unser Bier für 3.50€. Die Einrichtung und Dekoration erinnerten an die alte Sowjetunion. Die Bar hatte ihren speziellen Charme und bestimmt ist sie nicht für jedermann. Abends holten wir im Supermarkt etwas zu essen und assen im Hostel.
Das Wetter war am nächsten Tag besser und wir besuchten das Telliskivi-Viertel, das Künstlerviertel der Stadt. Die Graffitis und Gemälde an den Wänden waren grossartig, überall hatte es kleine Cafés und Restaurants. Ein Besuch lohnt sich. Was mir nicht so gefallen hat, war das es kein alternatives Flair hatte. Ich hatte es mir anders vorgestellt, mehr Freigeister oder alternativ Lebende, vielleicht mit etwas Hippie-haftem. Vielleicht ist es so gewesen als das Viertel wiederaufgebaut wurde, aber jetzt nicht mehr.
Für Robert ging es am nächsten Tag weiter mit der Fähre nach Finnland. Ich blieb noch einen Tag in Tallin, erledigte ein paar Sachen am Notebook und gönnte mir etwas Ruhe.

Dann ging es nach Finnland.

 

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