Mit der Fähre in Belfast angekommen, ging die Fahrt direkt zum Youth Hostel. Ich checkte ein und machte mich zu Fuss auf den Weg in die Innenstadt. Es regnete leicht und ich schaute mir einige Sehenwürdikgeiten auf dem Weg zum Titanic-Museum an. Am eindrücklichsten war das Titanic-Museum. Ein sehr modernes Bauwerk in einer alten Stadt. Nachts wird die Fassade beleuchtet und das Gebäude sieht noch beeindruckender aus.

Am nächsten Tag buchte ich eine geführte Bustour entlang der Küste zum Giant Causway. Das Wetter war anfangs bewölkt und leicht regnerisch. Aber nach kurzer Zeit klarte es auf, der Himmel war blau und die Sonne schien. Der Busfahrer redete ununterbrochen, erzählte von all den Dingen, die es entlang der Strecke gibt und wo die Drehorte der Serie "Games of Thrones" sind. Wir hielten bei einer Hängebrücke, wer wollte konnte sie für einen Aufpreis überqueren. Ich entschied mich dafür die Gegend zu erkunden und nicht über die Brücke zu gehen. Als ich dort rumspazierte und zum zweiten Parkplatz kam, sah ich eine Infotafel mit ein paar Bilder von "Games of Thrones" eine Kampfszene wurde auf diesem Parkplatz gedreht. Man würde das nicht denken, wenn die Tafel dort nicht wäre. Was die richtige Perspektive bei Aufnahmen alles hergeben kann ist schon bemerkenswert.
Die Tour ging weiter zum Giant Causeway. Das Küstenstück besteht aus gleichmässig geformten Basaltsäulen. Die Säulen bilden einen Weg der ins Meer geht und erscheint, gemäss einer Legende, wieder and der schottischen Küste.

Die Legende (Quelle: Wikipedia):
"Einer irischen Legende nach wurde der Damm vom Riesen Fionn McCumhaill (auch Finn McCool oder Finn McCumhail), gebaut. Man sagt, dass Fionn eines Tages von seinem schottischen Widersacher Benandonner so stark beleidigt wurde, dass er sich dazu entschloss, diesen Damm zu bauen, um Benandonner in einem Duell zu besiegen. Er riss riesige Felsen aus den Klippen der Küste heraus und stemmte sie in das Meer, um einen sicheren Weg nach Schottland zu bauen. Als er mit dem Bau fertig war, forderte er Benandonner zum Kampf heraus. Um seinen Ruf nicht zu verlieren, blieb diesem nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen, und so machte er sich auf den Weg nach Irland. Fionn, den die Arbeiten an dem Damm ermüdet und erschöpft hatten, suchte derweil nach einem Ausweg, wie er sich vor dem Aufeinandertreffen mit dem schottischen Riesen erholen könnte. Er verkleidete sich daraufhin als Baby und wartete mit seiner Frau auf die Ankunft Benandonners. Als dieser erschien, beteuerte Fionns Frau ihm, dass er gerade nicht da sei. Gleichzeitig lud sie ihn auf einen Tee ein und versprach, Fionn werde bald zurückkommen. Als Benandonner beim Warten das angebliche Baby sah, erblasste er bei der Vorstellung, dass bei der Größe des Kindes der Vater gar gigantische Ausmaße haben müsse. Die Furcht packte ihn und er rannte über den Damm zurück nach Schottland und zerstörte ihn dabei hinter sich."

Nach dem Besuch der Basaltsäulen ging es zurück nach Belfast.

Am nächsten Tag fuhr ich nochmals der Küste entlang. Diesmal mit dem Motorrad. Ich machte ein paar Fotos, die vom Bus aus nicht möglich waren und fuhr nach Ballymoney zum Dunlop-Denkmal. Fast jeder Motorradfahrer weiss wer Joey und Robert Dunlop waren. Und wenn es schon ein Denkmal gibt und man in der Gegend ist, fährt man hin. Für die, die es nicht wissen, Joey und Robert Dunlop waren zwei der erfolgreichsten Motorradfahren bei Strassenrennen. Beide kamen bei solchen Strassenrennen ums Leben. Joey Dunlop in der Nähe von Tallin in Estland und Robert bei einem Strassenrennen in Nordirland.

Anschliessend fuhr ich nach Derry, welches an der Grenze zu Irland liegt. Die Stadt besitzt noch die alte Stadmauer in nahezu Originalzustand. Als ich mich mit der Gastgeberin des B&B, in dem ich übernachtet, sprach sagte sie mir, dass ein Hurrikan auf Irland zusteuerte und es vermutlich zu gefährlich ist der Küste lang zu fahren. Ich kontrollierte das Wetter im Internet und tatsächlich, Hurrikan Lorenzo steuerte direkt auf die irische Westküste zu. Ich änderte also meinen Reiseplan für den nächsten Tag und fuhr zuerst zum Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands. Es war windig, aber das fahren war kein Problem. Bis ich die letzten 50 Meter einen kleinen Hügel zum Malin Head hochfahren musste. Der Wind war dermassen stark, dass es mich fast vom Motorrad geschmissen hätte. Zum Glück war ein deutsches Pärchen dort, das mir beim Einparken half. Wir unterhielten uns kurz und sie gingen weiter auf Erkundungstour. Ich machte mich wieder auf den Weg. Der Wind hatte nicht nachgelassen und immer wieder kamen heftige Windböen von der Seite. Ich wartete bis eine Böe vorüber war und fuhr schnell die 50 Meter den Hügel runter.

Malin Head liegt in der Republik Irland, Derry in Nordirland. Zwischen den Ländern gibt es keine Grenzposten, nicht mal verlassene, wie man sie im Rest von Europa antrifft. Der einzige Hinweis darauf, dass man in einem anderen Land ist, sind die Geschwindigkeitstafeln. In Irland steht auf den Tafeln nach der Zahl noch "km/h". Natürlich ist auch die Währung anders, aber das merkt man erst, wenn man Einkaufen geht.

Da sich meine Route wegen dem Hurrikan geändert hatte, fuhr ich im Landesinneren nach Süden. Immer wieder überquerte ich die Grenze der beiden irischen Länder. Abends traf ich in Leitrim Village in einem kleinen Lodge ein. Das Zimmer war günstig und das essen auch. Viel gibt es nicht in diesem Dorf. Ein paar Pubs, ein paar Herbergen, ein chinesisches Restaurant, eine Schule und eine Tankstelle. Das wars. Die Internetverbindung war gut und ich musste ein bisschen an der Homepage arbeiten, also blieb ich noch einen Tag länger. Ich machte einen Spaziergang und setzte mich dann an die Arbeit. Der Fernseher lief im Hintergrund. Hauptthema "Brexit". Abend ass ich wieder im Pub und trank ein paar Bier. Plötzlich sprach mich ein Australier an: "Do you know Toby Price?" Ich antwortete mich Ja. Der Australier sass sich zu mir und erzählte, dass Toby Price als Kind mitseinem Sohn Fussball gespielt hat und er schon als kleiner Junge nur Motorräder im Kopf hatte. Toby Price ist ein Motocross Fahrer und mehrfacher Dakar-Gewinner. Wir unterhielten uns noch eine Weile und die Tischnachbarn fingen auch an mit uns zu reden. Diese erzählten, dass früher ein Strassenrennen durch Leitrim führte und Joey und Robert Dunlop zwei der Fahrer waren. Am Ende des Abends verabschiedeten wir uns und ich sprach noch mit einem Pärchen aus Kanada, welches Irland mit dem Auto besuchte.

Am nächsten Tag fuhr ich nach Galway. Der Hurrikan war verbeigezogen und hatte Irland zum Glück nicht so stark getroffen. In Galway wollte ich Seegras kaufen, was eine irische Spezialität sein sollte. Es regnete den ganzen Tag. Als ich in Galway ankam war der Verkehr stockend. Ich bremste und lag am Boden. Die ganze Strasse war voller Öl. Regen und Öl, eine perfekte Kombination. Die Strasse führe abwärts und ich schlich langsam voran. Dann lag ich wieder am Boden. Beide Male waren schnell Leute da, die mir halfen das Motorrad wieder auf die Räder zu bringen. Ansonsten wäre die Kolonne hinter mir sehr lange geworden. Ich verliess die eingeölte Strasse, parkte das Motorrad und fragte eine Passantin wo ich Seegras kaufen könne. Sie erklärte mir den Weg zu einem Laden. Als ich das hatte wofür ich nach Galway gefahren war, fuhr ich weiter in Richtung Dublin. Ich übernachtete eine Nacht in Mountmellick und fuhr am nächsten Tag nach Dublin. Ich war Tage zuvor mit Gabriel, den ich in Tallin kennengelernt hatte, in Kontakt getreten. Er bot mir an, das Motorrad in seiner Garage abstellen zu können. Perfekt. Ich hätte auch bei ihm übernachten können, wollte ihn aber nicht zu sehr belästigen und übernachtete in einem Hostel. Nichtsdestotrotz trafen wir uns mehrmals auf ein paar Bier und Abendessen.
Zur gleichen Zeit war Mirella mit ihrer Tante in Dublin und besuchte einen Englischkurs. Geplant war, dass wir uns, wie bei meiner Reise 2015/16 an Silvester treffen würden. Der Zufall wollte es so, dass wir uns schon in Dublin treffen. Wir trafen uns zum Abendessen und schlenderten ein bisschen durch Temple Bar. Zwei Tage später besuchten wir gemeinsam das Leprechaun Museum. Diesen Museumsbesuch hätten wir uns sparen können, aber so Sachen weiss man ja nicht vorher.
An meinem letzten Tag in Dublin lernte ich Tanja kennen. Wir frühstückten zusammen und besuchten am Morgen zu Fuss Dublin. Nachmittags nahmen wir an einer Free-Walking-Tour teil und abends waren wir bei Gabriel zum Essen eingeladen. Es war ein schöner Tag und es tat gut wieder einmal längere Zeit in Gesellschaft zu verbringen.

Für mich ging es am nächsten Tag weiter. Mit der Fähre fuhr ich ach Wales und übernachtete ein paar Kilometer vom Hafen entfernt. Es regnete den ganzen Abend. Am darauffolgenden Tag hatte der Regen aufgehört und ich fuhr über den Pen-Y-Pass durch Snowdonia bis nach Capel Seion, einem kleinen Dörfchen in der Nähe von Aberystwyth. Der Gastgeber fuhr früher selbst Motorrad, bis zu einem schweren Unfall, der ihn zum Aufhören zwang. Trotzdem war er noch völlig vernarrt was Motorräder angeht. Durch ihn kam ich auch in eine Motorradgruppe auf Facebook. Die Motorradfahrer in dieser Gruppe sind schon anders als die in meiner Schweizer Gruppe. Die Leute sind aktiver und auf Beiträge wird reagiert.
Ich besuchte in Wales noch ein paar Staumauern und fuhr weiter um mir die Tintern Abbey anzuschauen, eine Klosterruine, bei der man natürlich Eintritt zahlen müsste um sie von innen zu sehen. Aber auch ohne Eintritt sah man genug davon und konnte ein paar Fotos machen.
Der Besuch der Staumauern hatte viel mehr Zeit beansprucht als gedacht, also suchte ich eine Übernachtungsmöglichkeit und fand schliesslich etwas in Ross-on-Wye. London war das Ziel für den nächsten Tag. Auf dem Weg dorthin machte ich einen kurzen Stop in Stow-on-the-Wold um mir eine Tühr der St. Edward's Church anzuschauen. Links und rechts der Tür waren die Bäume dermassen gewachsten, dass sie Eins mit dem Türrahmen wurden. In London übernachtete ich in einem Hostel. Mit der Tube hatte ich nur eine halbe Stunde bis ins Stadtzentrum. Das Hostel war nicht direkt an der Strasse und hatte einen Parkplatz, der nicht für Passanten sichtbar war. Ein paar Wochen später sollte ich erfahren, dass diese Gegend einer der unsichersten von London sein soll. Ich verbrachte vier Tage in Englands Hauptstadt und traf mich mit Anschi, aus meiner Motorradgruppe. Sie war gerade für einen Sprachkurs in London. Auch hier besuchte ich eine Free-Walking-Tour.
Diese Free-Walking-Tours gibt es mittlerweile in fast jeder grösseren Stadt, die viele Touristen hat. Sie geben einem einen kleinen Überblick über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wenn man nicht weiss, welche Tour man machen soll, sind diese Gratis-Touren ideal um bei der Entscheidung zu helfen.

Nach den Tagen in London fuhr ich in den Südwesten Englands, nach Cornwall. Auf dem Weg dorthin besuchte ich Stonehenge. Von Gabriel hatte ich den Tipp erhalten wie man ohne zu bezahlen die Steine besuchen konnte, was mir etwas Geld eingespart hat. Ich übernachtete in einem Guesthouse in der Nähe von Bodmin und machte eine Tagestour zum Lizard-Point, dem südlichsten Punkt der englischen Hauptinsel. Der Ausblick und die Küste dort sind wunderbar.

Der letzte Tag in England hatte begonnen und ich traf mich mit einer Schulfreundin meiner Mutter und ihrem Sohn. Wir, meine Mutter, meine Schwester und ich, hatten sie vor 20 Jahren besucht und ich hatte sie seit dann nicht mehr gesehen. Es war ein schönes Wiedersehen und es freute mich, dass das Treffen geklappt hat. Abend fuhr ich dann nach Bournemouth um am nächsten Tag die Fähre nach Frankreich zu nehmen. Die Fähre ging um 8:30 Uhr los. Dies bedeutete bereits um 7:30 Uhr am Hafen sein. Die Überfahrt dauerte fünf Stunden und ich übernachtete direkt in Cherbourg. Frankreich war mehr oder weniger ein Durchfahrtsland. Von Cherbourg fuhr ich nach Avranches um mir am nächsten Tag Mont-Saint-Michel anzuschauen. Der Hügel liegt etwa einen Kilometer im Wattenmeer und Jahrelang musste man auf die Gezeiten achten um auf oder vom Hügel zu gelangen. Mittlerweile gibt es einen Steg, der den Zugang immer gewährleistet. Dominiert wird der Hügel durch die Abtei an der Spitze. Auf dem Weg hoch zur Abtei geht man an zahlreichen Souvenirshops und Restaurants vorbei. Alles in einer riesigen Menschenmenge. Mont-Saint-Michel wird jährlich von über zwei Millionen Menschen besucht. Trotzdem ist es eindrücklich zu sehen was Menschen bauen können.

Die nächste Sehenswürdigkeit, die ich mir in Frankreich ansehen wollte war die Düne von Pilat. Sie ist die grösste Sanddüne Europas und lang zwei Tage von Mont-Saint-Michel entfernt. Ich hatte ein Bett in einem Schlafsaal in Biscarrosse-Plage gebucht. Der Empfang war sehr freundlich. Das Motorrad konnte ich in den Hof stellen, so hatte es nicht auf der Strasse zu übernachten. Am nächsten Tag fuhr ich zur Düne. Ein riesiger, 110 Meter hoher und fast drei Kilometer langer Sandhaufen. Bereit die Düne Råbjerg Mile in Dänemark war atemberaubend. Diese hier noch mehr. Natürlich war auch diese Düne, wie alle Orte dieser Art gut besucht und ein Foto ohne andere Menschen drauf war sehr schwer zu schiessen.

Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg nach Spanien. Ich hatte geplant bis kurz vor die Grenze zu fahren und am nächsten Tag über die Pyrenäen zu fahren. Es war Sonntag und es hatte wenig Verkehr, bis zum Mittag hatte ich bereits die geplante Strecke hinter mir und ich entschloss mich noch am selben Tag nach Alquézar zu fahren. Ich machte mich also auf den Weg zum Pass von Pourtalet und hielt auf der Passhöhe. Spanien war erreicht.

 

 

Fotos Irland

Fotos England

Fotos Frankreich