Auch wenn ich nur ein kleines Stück über die Pyrenäen gefahren bin, war es toll. Die Landschaft einmalig, die Strassen gut und herrlich um mit dem Motorrad zu fahren. Ich kam abends an Alquézar an. In Frankreich hatte ich schon mal ein günstiges Hostel im Ort rausgesucht, aber noch nicht gebucht. Dort angekommen, sah das Hostel geschlossen aus, ich rief also an um nach einem Zimmer zu fragen. Die Dame am Telefon sprach kein English und ich versuchte mit meinen wenigen Spanischwörter zu fragen. Es waren keine Zimmer frei, oder die Frau hatte keine Lust jemanden zu beherbergen, der kein Spanisch sprach. Ich weiss es nicht. Was nun? Es wurde schon langsam dunkel. Ich fand eine Infotafel auf der die Hostels und Hotels des Ortes aufgezeigt wurden. Und dort stand "Refugio", also nix wie hin und nach einem Zimmer fragen. Auch hier sprachen sie kaum Englisch, aber etwas Französisch. Als ich das Zimmer bezogen hatte, bestellte ich ein Bier an der Bar des Refugio und fragte nach einem günstigen und guten Restaurant. An der Bar sass auch Pilar. Sie sprach Englisch und wir kamen ins Gespräch. Pilar begleitete mich zum Abendessen. Wir gingen in ein kleines Restaurant, bestellten etwas zu essen uns Sprachen über dies und das. Ein richtig guter Start für meine Reise durch Spanien. Gutes Essen und sehr nette Gesellschaft.

Am nächsten Tag ging es über hügelige Landschaften und kleine Strassen weiter nach Logroño. Eine Grossstadt in der Region La Rioja. Abends spazierte ich durch die Strassen, ass etwas und ging schlafen. Es ging weiter nach Norden über die Berge und Hügel. Tolle Landschaften und gute Strassen. Es war geplant, dass ich mich mit Manuel treffen sollte und wir gemeinsam nach Santiago de Compostela fahren. Wir hatten uns im August in Norwegen bei der Atlantic Ocean Road getroffen und waren seither in Kontakt geblieben. Leider bahnte sich im Norden schlechtes Wetter an und wir beschlossen uns in Madrid zu treffen und Richtung Süden zu fahren. Bevor wir uns trafen fuhr ich noch durch den Nationalpark Los Picos de Europa. Ein Paradies für Motorradfahrer. Schluchten, Kurven, Berge…Kaum ein Moment in dem man das Motorrad nicht in Schräglage fuhr. An diesem Tag fuhr ich bis nach Burgos und übernachtete in einem günstigen Hotel am Stadtrand. Am Folgetag besuchte ich zu Fuss Burgos bei schönem Sonnenschein. Burgos hat einige wundervolle gothische bauten, insbesondere die Kathedrale. Weiter ging es nach Brunete, bei Madrid. Die Strecke war relative langweilig. Fast nur gerade Strecken, wenig Kurven, aber man kam gut voran. Kurz vor dem Ziel ging es nochmals über einen Berg, was der interessanteste Teil des Tages war. In Brunete war nichts los. Ich ass etwas und ging schlafen. Ich hatte mich mit Manuel am nächsten Tag verabredet. Wir trafen uns bei ihm, tranken einen Kaffee und quatschten ein wenig über unsere Erlebnisse seit August. Danach machten wir uns auf den Weg Richtung Murcia. Wir hatten den ganzen Tag Seitenwind, aber zum Fahren war das kein Problem. Wir hielten für einen Kaffee und fuhren weiter. Als sich langsam der Hunger bemerkbar machte hielte wir bei einem kleinen Restaurant im nirgendwo an und genossen ein gutes "Menu del dia". Diese Menüs kann man überall in Spanien finden. Für 8-10 Euros erhält man eine kleine Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch und Getränk. Da es schon fast Mitte Nachmittag war beschlossen wir nicht mehr bis nach Murcia zu fahren, sondern nur bis Albecete. Die Klingenstadt Spaniens. Manuel hatte entschieden bereits am Abend wieder zurück mach Madrid zu fahren um den starken Wind am nächsten Tag zu vermeiden. Zuerst aber machten wir einen Spaziergang durch die Stadt und besuchten ein Museum mit Gratis-Ausstellung. Als wir durch den Park schlenderten und in den Himmel schauten, war eine Unmenge an Vögel in der Luft. Die Schwärme verdunkelten fast den Himmel, dermassen viele Vögel waren da. Fast schon angsteinflössend, aber eine wahre Naturpracht. Manuel war am Vorabend bereits zurück nach Madrid gefahren und ich machte mich auf den Weg nach Murcia. Der Wind war jedoch so stark, dass ich nach zwei Stunden anhalten musste. Er war zwar nicht so stark wie die Windböen, die ich in Irland beim Malin Head erlebt hatte, jedoch bliess er konstant mit fast 50 km/h. Ich hielt also in einem kleinen Ort an und machte es mir in einem Restaurant bequem, trank etwas, ass und kontrollierte die Wetterlage im Internet. Nach fünf Stunden schien sich der Wind beruhigt zu haben und ich fuhr weiter, aber er war immer noch zu stark und nach 40 Minuten hielt ich wieder an und wartete nochmals ein bisschen mehr als eine Stunde. Als sich der beruhigte fuhr ich weiter nach Hellin und ab dort war kaum noch Wind zu spühren. Auftanken und weiter nach Murcia.

In Murcia verbrachte ich ein paar Tage. Schaute mir die Stadt an, besorgte neue Bremsklötze für mein Motorrad, aktualisierte meine Homepage und plante meine weitere Reise. Vor dem Winterstopp wollte ich noch nach Portugal. Also machte ich mich wieder auf den Weg Richtung Norden. Die Landschaft im Zentrum Spaniens ist meistens Flach mit wenig Kurven. Man kommt gut voran, aber spannend ist es nicht. Erst weiter im Westen fangen die Hügel wieder and und die Strassen werden kurviger. Meine letzte Nacht in Spanien verbrachte ich in Cáceres. Die Altstadt gehört zum UNESCO-Welterbe und wenn man durch die engen Gassen schlendert sieht man auch wieso. Sie erinnerte mich ein bisschen an Urbino (I). Das Alter der Stadt ist spürbar, wenn man sich die Gebäude anschaut. Es gibt sogar ein kleines Arabisches Museum. Der Gründer des Museums fand bei der Renovation verschiedene Beweise dafür, dass die Araber dort angesiedelt waren und beschloss aus seinem Haus ein Museum zu machen.

Von Cáceres fuhr ich weiter nach Coimbra in Portugal. Bei der Brücke von Alcantara machte ich einen Stop. Die Brücke wurde um 100 n.Chr. von den Römern erbaut. Nach Portugal kam ich über eine kleine Bogenbrücke. Noch war es Trocken und ich kam gut voran. Das Navi führte mich langsam über kleine gewundene Wege nach Coimbra. Eine Zeitlang hatte ich nur verbrannte Wälder links und rechts von mir. Als ich über die Hügel fuhr, fing es an zu regnen. Ich kontrollierte nochmals die Route auf dem Navi und korrigierte sie, um möglichst schnell nach Coimbra zu gelangen. Das Hostel war eine grosse Villa in der Nähe des Zentrums. Es war bereits November und es hatte nur wenige Gäste. Im Hostel freundete ich mich mit Chrissi an. Sie stammt aus Südkorea und besuchte Portugal für einige Tage. Wir besuchten einen Teil der Stadt gemeinsam, sie ging danach in die Bibliothek und ich besuchten den Rest der Stadt. Wir trafen uns dann später und gingen gemeinsam Abendessen. Es ist immer wieder Interessant Leute aus anderen Teilen der Welt kennenzulernen, vor allem wenn sie aus einer komplett anderen Kultur stammen. Bevor Chrissi weiterreiste, gab sie mir noch einen selbstgestrickten Glücksbringer, eine kleine grüne Kappe. Sie ging weiter nach Porto und ich blieb noch einen Tag in Coimbra, bevor ich weiter nach Nazaré fuhr.

Als ich mich Nazaré näherte, sah es aus, als ob die ganze Küste in einen feinen Nebel gehüllt war. Wie sich herausstellte, war es kein Nebel, sondern die Gischt der Wellen. Nazaré ist besonders in der Surferszene bekannt für die riesigen Wellen, die es dort gibt. Es wurden bereits Wellen von über 30 Meter Höhe gemessen. Als ich dort war, erreichten die Wellen nicht die 30 Meter, ich schätze es waren "nur" 10-12 Meter. Und das waren bereits die grössten Wellen, die ich je gesehen hatte und es waren auch schon ein paar wagemutige Surfer um Wasser. Sie wurden durch Jet Skis auf die Wellen gezogen und ritten diese Giganten hinunter. Was für ein Spektakel.

Gleich am nächsten Tag fuhr ich weiter nach Lissabon. Ich übernachtete in Estoril, kurz vor Lissabon. Auch hier hatte es wenig Gäste im Hostel. In den Tagen dort besuchte ich Lissabon, Cascais und natürlich musste auch Cabo da Roca besucht werden, der westlichste Punkt der Europäischen Hauptkontinent. Alle drei Orte sind voll mit Touristen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es im Sommer richtig überfüllt sein kann. Ein Besuch der Stadt in der Nebensaison ist bestimmt angenehmer. Weniger Leute, weniger Schlange stehen und vermutlich auch günstiger.

Die letzten Tage in Portugal verbrachte ich in Albufeira. Mehrere Bekannte hatten davon geschwärmt wie wundervoll es dort ist. Mich persönlich hat es nicht wirklich überzeugt. Alles ist auf Tourismus getrimmt und bei der Hop-On-Hop-Off Bustour wird auch mehr über die verschiedenen Hotels und Resorts erzählt als über die Geschichte des Ortes. Schade.

Der Weg nach Spanien führte mich über kleine kurvige Strassen bis zur Grenze hin. Ab der Grenze fuhr ich über die Autobahn in Richtung Sevilla. Vor Sevilla setzte der Regen ein und hielt bis Cádiz.

 

Fotos Spanien

Fotos Portugal