Wie diejenigen, die meine bisherige Route mitverfolgen bereits wissen, führte mich mein Weg zurück nicht wieder durch die selben Länder, die ich bereits besucht hatte. Er führte mich zuerst nach Russland.
Russland, das grosse Land im Osten. Der Grenzübergang dauerte zirka drei Stunden. Passkontrolle, Eintrittsformular ausfüllen, Formular für das Motorrad... Abgesehen vom Zeitaufwand verliefe der Grenzübertritt problemlos. Es konnte weitergehen in Richtung Wolgograd, die grosse Stadt im Süden Russlands.
Von der Grenze nach Wolgograd sind es etwa 1000 Kilometer, die man zurücklegen muss. Weshalb ich die erste Nacht in Russland an einer kleinen Tankstelle auf halber Strecke verbrachte. Die Temperatur war ok. Ich schlief einige Stunden, mit dem Schlafsack als Kissen und im Morgengrauen ging es weiter. Zwischen den Städten hat man hauptsächlich Steppe. Die Hauptverkehrstrecken sind gut ausgebaut. Die Nebenstrassen sind meistens unbefestigt.
Wolgograd liegt direkt an der Wolga, einer der längsten Flüsse der Welt. Historisch war die Lage der Stadt schon seit dem Altertum wichtig. Das wohl bekannteste geschichtliche Ereignis in Wolgograd war die Schlacht bei Stalingrad während des zweiten Weltkrieges. Auch heute noch findet man in der ganzen Stadt Denkmäler zur Errinnerung an diese grosse Schlacht. Einer der wichtigsten Gedenkstätten ist der Mamajew-Hügel mit der Rodina-mat sowjot!-Statue an dessen höchsten Punkt. Vom Hügel aus kann man die ganze Stadt sehen, weshalb er in der Schlacht bei Stalingrad stark umkämpft war. Es heisst, dass der Hügel vom Blut der Gefallen getränkt war. Heute ist er ein beliebtes Ausflugsziel, auch viele Hochzeitspaare waren dort für die Hochzeitsfotos. Man spürt richtig, wie wichtig dieser Ort für die Russen ist.
Der Rest der Stadt ist eher schlicht gehalten, grosse graue Wohnhäuser, so wie man es von den Filmen kennt.

Nach einigen Tagen Ging meine Reise weiter in den Norden. St. Petersburg war das Ziel. Je weiter man in den Norden fährt, desto grüner wird die Landschaft. Man sieht mehr Gewässer, mehr grüne Pflanzen, mehr Bäume...
Etwa 100 Kilometer vor Moskau hielt ich für eine kurze Pause an und das nächste Problem mit dem Motorrad tauchte auf. Jeder Motorradfahrer weiss, wie die Position des Schalt-Pedals nach dem Schalten ist, in der Mitte. So kann man runterdrücken oder hochziehn um den Gang zu wechseln. Naja, bei meinem Motorrad blieb das Pedal unten. Um runterzuschalten muss ich nun jedes Mal das Pedal zuerst in die mittlere Position hochziehen und dann normal runterschalten. Ist nicht besonders angenehm so zu fahren, insbesondere wenn man schnell den Gang wechseln muss. Aber immerhin konnte ich noch fahren.
Stunde um Stunde verging auf der Strasse in den Norden. Kilometer um Kilometer wurde zurückgelegt. Mit der immer grüner werdenden Landschaft kam auch immer mehr Verkehr auf. Insbesondere im Moskau rum. Ich umfuhr die Stadt und der Verkehr wurde wieder weniger. Die Fahrt verlief ruhig und ohne weitere Zwischenfälle.
In St. Petersburg angekommen checkte ich im Apartment ein, deckte mich mit Lebensmittel ein und informierte mich im Internet über die Stadt. Als Vorbild für die Stadt diente Amsterdam. So findet man in St. Petersburg die typischen Kanäle. Architektonisch findet man überall in der Stadt interessante Gebäude, viele im barocken Stil gebaut. Auch sehr viele Parkanlagen sind zu finden. So hat man oft die Gelegenheit sich im Grünen zu erholen. Man findet auch viel westliches, so muss man nicht lange unterwegs sein um beim ersten Fastfood-Restaurant vorbei zu gehen. Das Ambiente in St. Petersburg war ruhiger als in Wolgograd. Vielleicht lag es auch daran, dass der Herbst schon zu spüren war. Es waren auch mehr Touristen in der Stadt als in Wolgograd. Und, was gut ist, wenn man Tourist ist, es gab eine Touristeninformation wo man einen Stadtplan erhalten konnte. Dies vermisste ich in Wolgograd.
Ich verbrachte die Tage mit Spaziergängen durch die Stadt, schaute mir die Sehenwürdigkeiten an, machte da und dort ein Foto und genoss die Herbstzeit in den Parkanlagen.

Weit nach Europa war es nicht mehr. Dort hätte ich wieder die Möglichkeit den Pannendienst zu rufen, falls ich wieder mit dem Motorrad steckenbleiben würde. Meine Reise sollte aber nicht in der Schweiz enden, bereits gestalteten sich die weiteren Reisepäne.

 

Fotos Russland