Ich packte bereits am Vorabend meiner Rückkehr nach Europa meine Sachen, so dass ich am nächsten Morgen zeitig losfahren konnte. Die letzten Kilometer in Russland verliefen ruhig, die letzten Rupien wurden wie immer für Benzin ausgegeben. Der Grenzübergang verlief ohne Probleme, es sollte auch die letzte Grenzüberschreitung mit Ausweiskontrolle sein.
In Estland angekommen ging es nach Tartu, eine Studentenstadt im Osten des Landes. Die Fahrt dort hind war ruhig, wenig Verkehr. Am nächsten Tag ging es weiter durch die leicht hügelige Landschaft und die Wälder Estlands. Eine besonders ruhige und wohltuende Stimmung herrschte. Lag es am kaum vorhandenen Verkehr? Oder lag es vielleicht nur daran, dass ich nun wieder in einem Land war, wo ich im Notfall den Pannendienst rufen konnte?
Der Weg führte mich nach Westen, an den Golf von Riga und von dort Richtung Süden. Nach Lettland, an Riga vorbei und weiter nach Litauen. Ich muss zugeben, die baltischen Länder waren dieses Mal leider nur Durchfahrtsländer. Das Reisen mit defekter Kupplung am Motorrad macht nicht wirklich Spass. Trotzdem ist jetzt schon entschieden, dass ich diese Länder wieder besuchen und mehr Zeit da verbringen werde. Schöne Landschaften, entspannende Atmosphäre, Wälder und das Meer...
Nach dem Baltikum ging es weiter nach Polen. Auf dem Weg nach Gdynia verlief die Strasse an vielen Weiher und kleineren Seen vorbei. Die erste Nacht verbrachte ich in Gizycko auf einem Campingplatz am See. Es waren kaum Besucher da. Daher war es nachts auch sehr ruhig. Am nächsten Tag ging es dann nach Gdynia, wo ich auch alte Bekannte aus Georgien treffen sollte.
Wenn man mehrer Tage an einem Ort bleibt, lohnt es sich zum Teil ein Apartment zu mieten. Man kann selber kochen, die Wäsche machen und wenn man Tagsüber unterwegs ist, sind die eigenen Sachen in der abgeschlossenen Wohnung.
Gdynia ist eine wichtige Hafenstadt und die meisten "Atraktionen" für die Touristen sind auch an der Küste. Gleich daneben hat man Gdansk, vielen als ist diese Stadt mit dem deutschen Namen bekannt, Danzig. Gdansk bietet für die Besucher sicherlich mehr als Gdynia. Das merkt man nicht nur an den schönen Fassaden der Altstadt, sondern auch an den vielen Touristen dort. Trotz all dieser Leute, ist es nicht so Überfüllt wie andere Städte, die ich auf meiner bisherigen Reise besucht habe.
Als ich so durch die Strassen Gdansk's schlenderte bildete sich auch der Plan für meine weitere Reise. Eigentlich sollte ich bereits irgendwo in Kirgistan, China oder Indien sein und nicht in Polen. Mit dem Motorrad dort hin fahren war nicht möglich. Ich überlegte weiter und genoss die sonnigen Herbsttage in Polen. In der Unterkunft durchforstete ich das Internet nach Möglichkeiten für meine Weiterreise. Eines Tages bekam ich auch eine Nachricht aus Deutschland. Heiko, den ich in Rumänien kennengelernt hatte, hatte geschrieben und mich eingeladen, bei ihm und Kay vorbeizuschauen, falls mein Weg zurück bei ihnen vorbeiführt.
Am zweitletzten Abend in Gdynia traf ich mich mit Kamil und Krzysztof. Kennengelernt hatten wir uns in Georgien. Sie waren auch Gäste im selben Hostel in Tiflis. Wir trafen uns auf ein paar Bier und quatschten über unsere Reisen.
Weiter ging's nach Deutschland. Zuerst nach Sachsen, an Bautzen und Dresden vorbei, dann Thüringen. Dort traf ich dann auch Heiko und Kay wieder, die mich eingeladen hatten. Es gab feine Thüringer Würste vom Grill und, wie könnte es in Deutschland anders sein, Bier dazu. Ein lustiger Abend, wie wir ihn auch damals in Rumänien hatten.

Am nächsten Tag ging es wieder zurück in die Schweiz. Die Kette am Motorrad war schon völlig ausgeleihert. Was nach 50'000 Kilometer schon passieren kann. Also ging es in gemütlicher Geschwindigkeit, mit wenigen Gangwechsel zuerst die Naturpark-Route Thüringer Wald bis fast nach Bamberg. Eine schöne kurvenreiche Route, die viel Spass für den Motorradfahrer bietet. Ab Bamberg ging es dann auf der Autobahn Richtung Süden in die Schweiz.